Wenn es gelingt, wird hierzu nur ein kleiner Schnitt am Handgelenk und am Ellenbogen gemacht, über den der Chirurg arbeitet. In ihrem Fall gelang es allerdings nicht, die Stücke so aufzufädeln. Der Chirurg musste in seiner Not am Unterarm einen etwa 8cm langen Schnitt machen, um unter Sicht die Stücke aufzufädeln. Die eigentlich nur kurz angesetzte Notfalloperation dauerte zu diesem Zeitpunkt bereits viel länger als geplant. Ich gehe davon aus, dass der Chirurg unter entsprechendem Stress stand. Zudem war das Gewebe sicher schon gehörig strapaziert durch den Unfall an sich und die Versuche, die Knochenstücke ohne Sicht aufzufädeln. Der Schnitt wurde danach nur mit wenigen Stichen verschlossen und heilte zwar zusammen, allerdings entstand eine ca. 1cm breite sehr wulstige Narbe. Diese Narbe am Unterarm würde zumindest im Sommer immer sichtbar sein. Meine Tochter selbst fand die Narbe nicht schön. Sie sagte, sie sähe aus, wie ein Regenwurm, der auf ihrem Arm liegt. Unsere Narbenbehandlung mit Schwedenkräutern und Narbensalbe hatte zwar für eine reizlose Heilung gesorgt, konnte aber den „Regenwurm“ nicht unsichtbar machen. Unser Kinderarzt hatte keine weitere Idee, was wir tun könnten.
Als wir dann aber einige Monate später nochmal in der Klinik waren zur Entfernung der Titannägel (hierfür waren wirklich nur kleine Schnitte am Handgelenk nötig, die schnell wieder verheilten), empfahl man uns Silikon-Narbenpflaster Scar FX. Unser Kinderarzt schrieb uns eine Verordnung für dieses doch recht teure Material. Es war ein dünnes Silikonmaterial, so groß wie eine DIN A 4-Seite. Wir schnitten passende Streifen daraus zu, die direkt auf die Narbe gelegt wurden und dort hafteten. Das Material konnte mit Wasser und Seife gereinigt werden und war so mehrmals verwendbar, bis es nicht mehr haftete. Durch diese Pflasterbehandlung wurde der „Regenwurm“ über mehrere Monate ganz flach und blass und ist deutlich weniger auffällig. Aber diese Narbe wird einfach immer an diese Geschichte erinnern – es ist eben eine Narbe, die eine Geschichte zu erzählen hat. Aber durch die Behandlung ist sie in keiner Weise mehr eklig und nichts, für das sich meine Tochter schämen müsste.
Sie erzählen vom Wunder des Lebens. Von den Selbstheilungskräften, mit denen unser wundervoller Körper ausgestattet ist und für die wir unendlich dankbar sein müssen. Denn erst dadurch erhalten unsere Kinder eine Chance auf ein langes, erfülltes Leben. Und die Medizin und wir Eltern können den Körper unserer Kinder durch entsprechend achtsames Handeln und die richtige Pflege unterstützen, sich bestmöglich zu helfen und zu heilen. Es braucht Zeit und Geduld, aber es wird. 😉