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Ich bin 47 Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei Herzchen, die inzwischen 10,15 und 19 Jahre alt sind. Sie hatten unterschiedliche Herzfehler und zwei meiner Kinder mussten teilweise mehrfach am Herzen operiert werden. Bei einer Tochter erledigte sich der Herzfehler im ersten Lebensjahr von selbst, so dass keine Operation notwendig wurde. Allen drei geht es im Alltag zurzeit recht gut.
Unser jüngster Sohn hatte mit sechs Monaten seine erste Operation. Wir hier haben Schwedenkräuter und Narbensalbe verwendet und hatten keinerlei Heilungsschwierigkeiten. Bei ihm sind die Drainagenarben sehr flach und gut verheilt und man muss wirklich sehr genau hinschauen, um die Narben zu finden. Da er sehr verfroren ist, kamen wir schnell darauf, dass er zum Schwimmen einen Neoprenanzug verwenden sollte. Auf diese Weise kam es im Schwimmbad nie zu irgendwelchen Fragen – wir werden heute eher darauf angesprochen, warum er den langen Neopren sogar im Hochsommer benötigt. Aber alle Versuche, es ohne Neopren zu versuchen, scheiterten bisher – er hat nach wenigen Minuten blaue Lippen und kann sich vor Frieren im Wasser kaum noch bewegen. Also ist das einfach so.
Mit sechs Jahren stand eine komplette Re-OP an. Ich hatte zuvor häufiger gehört, dass Narben bei erneuter Öffnung nicht mehr so schön werden würden und machte mir vorher schon einige Gedanken. Allerdings gaben sich die Chirurgen wieder große Mühe, das alles sehr schön hinzubekommen, Die Drainagen wurden an anderen Stellen gesetzt, auch da gab es hinterher keine Schwierigkeiten mit der Heilung. Auch beim zweiten Mal ist die Narbe wieder zu einem dünnen weißen Strich verheilt, der so fein ist, dass ich davon gar kein Foto machen könnte. Ich denke, es ist wichtig, dass hier die Ärzte bei der Operation auch ihren Teil dazu beitragen, dass eine gute Heilung möglich ist. Saubere Nähte mögen aufwendiger sein, heilen aber deutlich besser.
Meine mittlere Tochter hatte zwar keine Herz-OP, hatte aber vor einigen Jahren beim Turnen einen komplizierten Armbruch, der im Rahmen einer Operation versorgt werden musste. Elle und Speiche waren an zwei Stellen gebrochen und mussten jeweils auf Titannägel aufgefädelt werden.

Wenn es gelingt, wird hierzu nur ein kleiner Schnitt am Handgelenk und am Ellenbogen gemacht, über den der Chirurg arbeitet. In ihrem Fall gelang es allerdings nicht, die Stücke so aufzufädeln. Der Chirurg musste in seiner Not am Unterarm einen etwa 8cm langen Schnitt machen, um unter Sicht die Stücke aufzufädeln. Die eigentlich nur kurz angesetzte Notfalloperation dauerte zu diesem Zeitpunkt bereits viel länger als geplant. Ich gehe davon aus, dass der Chirurg unter entsprechendem Stress stand. Zudem war das Gewebe sicher schon gehörig strapaziert durch den Unfall an sich und die Versuche, die Knochenstücke ohne Sicht aufzufädeln. Der Schnitt wurde danach nur mit wenigen Stichen verschlossen und heilte zwar zusammen, allerdings entstand eine ca. 1cm breite sehr wulstige Narbe. Diese Narbe am Unterarm würde zumindest im Sommer immer sichtbar sein. Meine Tochter selbst fand die Narbe nicht schön. Sie sagte, sie sähe aus, wie ein Regenwurm, der auf ihrem Arm liegt. Unsere Narbenbehandlung mit Schwedenkräutern und Narbensalbe hatte zwar für eine reizlose Heilung gesorgt, konnte aber den „Regenwurm“ nicht unsichtbar machen. Unser Kinderarzt hatte keine weitere Idee, was wir tun könnten.

Als wir dann aber einige Monate später nochmal in der Klinik waren zur Entfernung der Titannägel (hierfür waren wirklich nur kleine Schnitte am Handgelenk nötig, die schnell wieder verheilten), empfahl man uns Silikon-Narbenpflaster Scar FX. Unser Kinderarzt schrieb uns eine Verordnung für dieses doch recht teure Material. Es war ein dünnes Silikonmaterial, so groß wie eine DIN A 4-Seite. Wir schnitten passende Streifen daraus zu, die direkt auf die Narbe gelegt wurden und dort hafteten. Das Material konnte mit Wasser und Seife gereinigt werden und war so mehrmals verwendbar, bis es nicht mehr haftete. Durch diese Pflasterbehandlung wurde der „Regenwurm“ über mehrere Monate ganz flach und blass und ist deutlich weniger auffällig. Aber diese Narbe wird einfach immer an diese Geschichte erinnern – es ist eben eine Narbe, die eine Geschichte zu erzählen hat. Aber durch die Behandlung ist sie in keiner Weise mehr eklig und nichts, für das sich meine Tochter schämen müsste.

Zusammengefasst möchte ich Mut machen, Narben als ein Zeichen für eine Chance zu begreifen, die den Kindern gegeben wird, und nicht als Makel.

Sie erzählen vom Wunder des Lebens. Von den Selbstheilungskräften, mit denen unser wundervoller Körper ausgestattet ist und für die wir unendlich dankbar sein müssen. Denn erst dadurch erhalten unsere Kinder eine Chance auf ein langes, erfülltes Leben. Und die Medizin und wir Eltern können den Körper unserer Kinder durch entsprechend achtsames Handeln und die richtige Pflege unterstützen, sich bestmöglich zu helfen und zu heilen. Es braucht Zeit und Geduld, aber es wird. 😉

E.Götz (Mutter von „großer Tochter“, VSD-Patch-Verschluss mit 6 Monaten in großer OP mit HLM, heute 19 Jahre alt, „mittlere Tochter“, ASD-Selbstverschluss im ersten Lebensjahr, heute 15 Jahre alt und „jüngstem Sohn“, d-TGA, VSD und Pulmonalstenose, korrigiert nach Rastelli mit 6 Monaten, komplette Re-Rastelli mit 6 Jahren, heute 10 Jahre alt)